Donnerstag, 9. August 2012

Das islamische Gebet

Nachdem ich in meinem letzten Beitrag erklärt habe, warum Muslime nach Mekka beten möchte ich heute erklären wie Muslime beten. Ich bin mir sicher, dass jeder schon einmal einen Muslim beim Beten zugesehen hat (ob "live" oder im Fernsehen). Das Auffälligste dabei ist sicherlich das Niederknien und sich verneigen. Muslime tun dies, um Gott besonders Nahe zu kommen.

Doch der Reihe nach: Wer beten will, muss rein sein. Eine Waschanleitung poste ich hier gerne später einmal. Dieses ständige Reinigen hat dazu geführt, dass der Islam eine Religion ist deren Mitglieder ständig angehalten sind, auf Sauberkeit und Gepflegtheit zu achten. Im 7. Jahrhundert nach Christus (Lebzeit des Propheten Mohammeds) war das sicherlich ein großer Fortschritt.

Frisch gewaschen nimmt man sich einen Gebetsteppich (um beim Knien nicht wieder dreckig zu werden) und richtet diesen nach Mekka aus (Quibla). Die Richtung kann man sich zum Beispiel im Internet raussuchen. Ich habe eine praktische App für mein Smartphone, welches mit per Kompass die richtige Richtung anzeigt.


Takbir
Steht man nun richtig, dann ist es wichtig zunächst zu sagen was man tun will. Die 5 Pflichtgebete des Islam haben unterschiedliche Längen und Namen (siehe unten). Man besinnt sich also zunächst darauf, welches der Gebete man nun sprechen will.

Dann sagt man Allahu akbar (Gott ist der Größte) und hebt dabei die beiden Hände seitlich vom Körper neben die Ohren (ich hab mal versucht das als Zeichnung darzustellen. Es gibt aber auch zahlreiche Videos im Internet).
Qiyam
Danach legt man die beiden Hände auf den Bauch wobei die rechte Hand auf der linken Hand ruht und man spricht die erste Sure des Koran (Al Fatiha - die Eröffnende). Schwierig für nicht-Araber ist dabei, dass die Sure auf arabisch gesprochen werden muss. Da sie allerdings sehr kurz ist, lässt sich das sehr schnell lernen. Ich habe dafür 2 Tage gebraucht.

Hier die Übersetzung (a) der Sure auf Deutsch:
1. Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen. 2. Lob sei Allah, dem Weltherren. 3. Dem Erbarmer, dem Barmherzigen. 4. Dem Herrscher am Tage des Gerichtes. 5. Dir dienen wir und zu Dir rufen wir um Hilfe. 6. Leite uns den rechten Pfad 7. Den Pfad derer, denen Du gnädig bist, nicht derer, denen Du zu zürnst, und nicht der Irrenden.  
Ruku
Darauf folgt ein "Amen" (wie es die meisten aus dem Christentum kennen). Dann zitiert man eine weitere kurze Sure des Koran und beugt sich dann vor, wobei man die Hände auf die Knie stützt (Ruku).
Nun spricht man drei Mal (auf arabisch):
Preis sei meinem Herrn, dem Erhabenen
Dann richtet man sich wieder auf (kein Bild) und spricht (ebenfalls auf arabisch):
Allah erhört den, der ihn lobpreist.
Danach spricht man Allahu akbar, kniet sich nieder und legt die Stirn auf den Boden.Während man so danieder kniet spricht man drei mal (auf arabisch):
Sujud
Preis sei meinem Herrn, dem Allerhöchsten
 Dann richtet man sich wieder in eine knieende Position auf und spricht dabei Allahu akbar. Man sitzt kurz in dieser Position und beugt sich dann noch einmal nieder auf den Boden wobei man wieder dreimal
Preis sei meinem Herrn, dem Allerhöchsten spricht.

Nun hat meinen einen Gebetsdurchgang erledigt und kann wieder aufstehen. Nach jeweils 2 Durchgängen bleibt man am Ende kurz sitzen und macht mit dem rechten Zeigefinger kreisende Bewegungen während die Hand auf dem Oberschenkel ruht. Dabei spricht man:
Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah! Und ich bezeuge, dass Muhammad Sein Diener und Sein Gesandter ist! O Allah, segne Muhammad und seine Familie!
Ist man fertig mit dem Gebet wendet man den Kopf einmal nach rechts und spricht as-salamu alaykum wa Rahmatullah und dann das gleiche nochmal mit links. Damit begrüßen die Muslime die Engel wieder, die einen ständig begleiten und die während des Gebetes zurücktreten, da man mit Gott spricht.

Auf den ersten Blick erscheint das Beten im Islam unglaublich aufwending und langwierig, hat man aber einmal den Ablauf verinnerlicht ist ein Durchgang schnell praktiziert.

Wie bereits gesagt, müssen Muslime 5 mal am Tag beten. Die Gebetszeiten ändern sich ständig, da sie sich an die Länge des Tages anpassen. Man kann sie aber für jede Stadt leicht im Internet finden.

Die Gebete haben folgende Länge (in Klammern Anzahl der Durchgänge):
1. Fajr (2) - Morgengebet
2. Dhuhr (4) -  Mittagsgebet
3. Asr (4) - Nachmittagsgebet
4. Maghrib (3) Abendgebet
5. Isha (4) - Nachtgebet

Das soll's erstmal sein für heute. Ich hoffe, ich habe euch ein Verständnis für das islamische Gebet vermitteln können. Wenn ihr das nächste Mal einen Muslim oder eine Muslima beim beten seht, dann wisst ihr was sie genau tut.

(a) - Ich verwende die Koranausgabe in der Übersetzung von Max Henning und Überarbeitung von Murad Wilfried Hofmann. 

1 Kommentar:

  1. Ach, eins wollte ich noch hinzufügen: Solange man die arabischen Gebetstexte noch nicht auswendig kann, ist es auch in Ordnung wenn man einfach wiederholt "allahu akbar" oder "hamdulillah" oder "la illah illa allah" sagt.

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