Mittwoch, 15. August 2012

Fasten im Monat Ramadan

Wir befinden uns gerade in den letzten Tagen des Monats Ramadan im Jahr 1433 nach muslimischer Zeitrechnung. Da die koranische Offenbarung im Monat Ramadan begann, soll man diesen Monat ganz besonders nutzen, um sich auf seinen Glauben und die ihm zugrunde liegenden Werte zu besinnen. In diesem Monat ist es den Muslimen vorgeschrieben tagsüber zu fasten, das heißt weder zu essen noch zu trinken. Auch sonst soll man sich von schlechten Eigenschaften (z.B. Fluchen oder Lästern) versuchen fernzuhalten.


Im Koran heißt es dazu:
183. Oh ihr, die ihr glaubt! Euch ist das Fasten vorgeschrieben, wie es den Menschen vor euch vorgeschrieben war; vielleicht werdet ihr gottesfürchtig. 184. (Es geht um) abgezählte Tage, wenn einer unter euch aber krank oder auf Reisen ist, der fast die gleiche Anzahl von anderen Tagen. Und die, die es nur mit größter Schwierigkeit könnten, sollen zum Ausgleich einen Armen speisen. Und wer aus freien Stücken mehr als vorgeschrieben tut, tut es zu seinem besten. Daß ihr fastet, ist euch zum Vorteil, wenn ihr es richtig begreift. (Sure 2: 183/184).
Das Fasten ist also eine religiöse Vorschrift für Muslime, wobei durchaus Einschränkungen gemacht werden für Menschen, denen das Fasten besonders schwer fallen würde (aus gesundheitlichen Gründen oder weil sie auf Reise sind). Ist man nur kurzzeitig krank, so muss man das Fasten an anderen Tagen nach Ramadan nachholen. Chronisch kranke (oder auch alte) Menschen dürfen auf das Fasten jedoch auch ganz verzichten. Dafür müssen sie "einen Armen speisen", sei es durch direkte Gabe von Essen oder durch eine Spende. In dem Gebot zu fasten tritt also keine übertriebene Härte zu tage.
Allah wünscht, es euch leicht- und nicht schwerzumachen und daß ihr die Zahl (der Tage) erfüllt und Allah dafür preist, daß Er euch geleitet hat. Und vielleicht seid ihr dankbar. (Koran 2:185).
Was heißt denn jetzt tagsüber fasten? Wann fängt man an und wann hört man auf? Auch dazu gibt es eine Anleitung im Koran:
Und eßt und trinkt, bis ihr in der Morgendämmerung einen weißen Faden von einem schwarzen Faden unterscheidet. Dann haltet das Fasten streng bis zur Nacht. (Koran 2:187).
Damit man als Muslima im Ramadan nicht immer mit einem schwarzen und einem weißen Faden rumlaufen muss, hat man Ende und Anfang mit den muslimischen Gebeten Fajr und Maghrib zusammen gelegt. Während man morgens vor dem ersten Gebet vor allem versucht noch viel zu trinken, um die Reserven für den Tag aufzufüllen, ist das Fastenbrechen am Abend fast schon eine kleine Zeremonie. Alle möglichen Leckerhaftigkeiten kommen auf den Tisch und oft sitzt man mit Familie oder Freunden zusammen.

Besonders Interessant für deutsche Nicht-Muslime und deutsche Medien scheint der Fakt zu sein, dass man während des Fastens auch keinen Sex haben darf. In einigen Artikeln klingt es fast so als habe der Autor mehr Probleme mit der Vorstellung keinen Sex zu haben als mit der Vorstellung nicht zu trinken und zu essen. Es ist richtig, dass man tagsüber keinen Geschlechtsverkehr haben darf, denn auch das ist ein Teil der inneren Einkehr. Die Nutzung der Nacht bleibt dann jedem selbst überlassen...

Nachdem ich jetzt meinen ersten Ramadan mitgemacht habe, muss ich sagen, dass das Fasten wirklich sehr viel einfacher ist als ich gedacht hätte. Und es ist tatsächlich so, dass man mit dem voranschreiten des Monats eine immer größere Ruhe und Zufriedenheit spürt. Man lernt nicht nur den Genuss eines Glases Wasser mehr zu wertschätzen, man hat auch Zeit sich und seine derzeitigen Lebensumstände zu reflektieren und zu überlegen, was man in seinem Leben verändern will. Nicht zuletzt ist es eine Zeit, in der man das Gefühl hat Gott sehr Nahe zu kommen.

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